Ausschnitte aus dem Buch «Altvater Paisios sagte…»
VERSUCHUNGEN
Unter den Menschen unserer Kirche befinden sind manche, die sich durch eine übertriebene Empfindsamkeit nichtigen Kleinigkeiten gegenüber auszeichnen und dadurch große Mühen durchstehen. Der Altvater behütete diese Menschen und half ihnen, diese Hindernisse zu überwinden. Charakteristisch sind seine lehrreichen Worte, die er an jemanden richtete, der Mönch werden wollte: „Du bist sehr empfindsam und gibst zu viel Acht auf Kleinigkeiten, die unwichtig sind. Empfindsamkeit ist gut, aber in einigen Fällen benutzt sie der Listige dazu, in dir einen gestörten Zustand herbeizuführen. Du wirst davon erlöst werden, sobald du dich schwarz einkleidest (die Mönchstonsur erhältst).“
GEISTIGES LEBEN
Den Besuchern, die keine Geduld besaßen oder nicht an Schmerz gewohnt waren, sagte der Selige: „Ihr Kinder wollt ja nur ein Jahr arbeiten
und dann schon Rente bekommen, noch dazu mit Abfindung! Aber das ist unmöglich. Wir müssen geduldig den Schmerz ertragen, den Gott erlaubt.
Spirituell gesehen bringt der Schmerz viel Nutzen.“
Eine bemerkenswerte Schlussfolgerung des Altvaters lautet: „Einen Beleg für die Authentizität des geistigen Lebens stellt die große Strenge in Bezug auf einen selbst und die große Nachsicht den anderen gegenüber dar. Dass man die Kanones (Regeln) nicht wie Kanonen gegen andere benutzt.“
(Isaak, Vita, S.401).
Der Biograph des Altvaters, Priestermönch Isaak, erwähnt, dass Vater Paisios in Stómion häufig in geheimen Plätzen innerhalb des Klosters Unterschlupf suchte, um sich ohne Ablenkung dem Gebet hingeben zu können. „Er zog sich in eine Höhle zurück. Er ging des Nachts dorthin und feierte Agrypnien mit seiner Gebetsschnur und unzähligen Metanien. Doch die Sonne schien nie hinein und Wasser tropfte von der Decke. Deshalb hatte er eine weitere Höhle an einem sonnigen Ort gegraben, klein wie ein Backsteinofen, wo er nur hineinpasste, wenn er gebückt war. Er versteckte sie mit Ästen, damit sie keiner fand. Später entdeckte er einen hohlen Eichelbaum, der sich an einem sonnigen, trockenen Platz befand.
Er wollte ihn etwas bearbeiten, damit er hineinkriechen und im Winter dort Ruhe finden konnte, weil in dieser Jahreszeit das Kloster überhaupt nicht von der Sonne beschienen wird.“ (Isaak, Vita, S. 132).
Der Altvater sagte: „Im geistigen Leben soll keiner die Weltlichen zum Vorbild nehmen, sondern die Heiligen. (Worte Band 1, S.32).
Der Altvater beteuerte: „Heutzutage, wenn jemand ehrenhaft und geistig leben will, hat er einen schweren Stand in der Welt. Wenn er sich nicht vorsieht, wird er mitgezogen von der Abwärtsbewegung und gerät in den weltlichen Kanal.“ (Worte Band 1, S.31).
Der Altvater sagte über die Askese, die aus Egoismus heraus geschieht: „…denn auch die unreife Melone reift nicht, indem wir sie ständig drücken,
sondern mit der Zeit, und wenn sie reif ist, wird sich das durch ihr Aroma von selbst zeigen.“ (Paisios, Briefe, S.117).
VERSCHIEDENE THEMEN
Der Altvater sprach: „Das Gewissen ist das erste göttliche Gesetz. Er meißelte es tief in die Herzen der Ersterschaffenen ein, und seither empfängt es jeder Mensch als Erbe von seinen Eltern.“ (Paisios, Briefe, S.122)
Häufig kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen den Menschen. Der Altvater riet zum „Rückzug“ und verdeutlichte den Grund durch dieses Beispiel: „Wenn wir zwei harte Steine aufeinanderschlagen, werden Funken fliegen. Wenn jedoch einer der beiden weich ist, fliegen keine Funken, wenn wir sie aufeinanderschlagen. Ebenso verhält es sich mit zwei Menschen, die eine Auseinandersetzung haben. Wenn der eine weich wird und nachgibt, kommt es nicht zum Streit. Andernfalls wird Feuer entstehen.“ (Zournatzoglou, Zeugnisse, Band 1, S.216).
GEBET
Der Altvater war schon zu seinen Lebzeiten mehreren Menschen erschienen und erläuterte: „Oftmals, wenn ich in meiner Zelle bete, transferiert mich der Heilige Geist in Krankenhäuser oder in Häuser, in denen Menschen leben, die sich in einer Notlage befinden, sich das Leben nehmen wollen etc… Ich selbst tue nichts dafür, dass es dazu kommt, ich bete nur und zünde Kerzen für die Menschen an.“ (Zournatzoglou, Zeugnisse, Band 1, S.54-55).
Anschuldigungen sind immer bitter und diejenigen, gegen die sie gerichtet sind, befinden sich meist in einer ausweglosen Lage. Jemandem, der betrübt war, weil er von ihm bekannten Personen beschuldigt wurde, sagte der Altvater: „Sei nicht betrübt. Die Allheilige Gottesmutter sorgt für uns alle vor. Wenn man uns auch ein wenig ungerecht behandelt, mein Kind, lass gut sein. Auch mich nennen die einen einen Heiligen, andere einen Hexer,
andere wiederum… Alles kommt mir zu Ohren. Du sollst in dein Herz hineinhorchen und dich selbst prüfen, ob jenes, das man sagt, der Wahrheit entspricht oder nicht. Und wenn sie Recht haben, berichtigst du
dich.“ (Zournatzoglou, Zeugnisse, Band 1, S.150).
Auf die Frage, welche die Kriterien des wahren Gebetes sind und wann sie erhört werden von Gott, gab der Altvater zur Antwort: „Jedes Gebet, das von Demut und Herzschmerz begleitet wird, wird von Gott ausnahmslos erhört. Der Beweis dafür liegt in der seelischen Ruhe, die unser Herz nach
dem Gebet heimsucht. Dies ist die Antwort Gottes.“ (Zournatzoglou, Zeugnisse, Band 1, S.313).
Der Altvater sagte: „Wenn wir im Gebet keine Tröstung und Freude erfahren, wie das Kleinkind, das in die Umarmung seiner Mutter hineinläuft, so bedeutet das, dass wir entweder einen Menschen mit unserem Verhalten und unserer Härte verletzt haben oder Hochmut vorhanden ist.“ (Euthymios, Überlieferung, S.691).
ÜBER DIE MENSCHEN DER HEUTIGEN ZEIT
Der Altvater sagte: „Wir durchleben schwierige Zeiten und wir werden geplagt werden, und vielleicht sogar als Märtyrer sterben, wenn der Sturm im Gange sein wird. Nur mit dem geistigen Leben kann alles überstanden werden. Verzweifeln wir nicht. Diese schwierigen Jahre sind ein Segen, denn sie verpflichten uns dazu, uns mehr Christus anzunähern. Es wird uns die Gelegenheit gegeben, unseren Kampf zu intensivieren. Der Kampf wird nicht mit Waffen stattfinden, es wird ein geistiger Kampf sein, der gegen den Antichristen geführt werden wird.” (Isaak, Vita, S.299).
Die ungläubigen Menschen unterscheiden sich dadurch, dass sie über ein übergroßes Selbstbewusstsein verfügen und deswegen in ihrem Leben viele Misserfolge haben. Der Altvater sagte: „Wer seine Angelegenheiten nicht Gott anvertraut,sondern sich allein auf sich selbst stützt, baut mit
weltlicher Phantasie auf Sand, und früher oder später wird alles einstürzen.“ (Makarios, Worte, S.23).